Cont;nue – Gestern trifft Morgen

Vera         So viele.
Zoe          So viele was?
Vera         So viele Wochen. Sind deine. Bisher.
Zoe          Wie viele muss ich noch?
Vera         (nach einer Pause) Kommt drauf an. Du kannst jetzt einen Punkt machen. Du kannst immer einen Punkt machen. Dann ist es eben zu Ende.
Zoe          (schweigt) 

Keine leichte Kost, die der Literaturkurs in diesem Jahr als Stück erspielt und selbst geschrieben hat – ein Selbstmordversuch steht am Anfang der Suche nach dem, was uns trotz allem weitermachen lässt. Die sogar am Suizid gescheiterte Zoe, patschnass und handylos auf dem Land gestrandet, trifft an einer Bushaltestelle auf die alte Vera, Rock’n’Rolleroma und Würfelsammlerin. Gemeinsam sichten sie ihre Erlebnisse von Schule, von Familie, von Freundschaft und Verlust – immer mit der Frage, ob es sich lohnt, auf das zu warten, was man sich jetzt noch nicht vorstellen kann. Ob es besser ist, in der Schule das 1×1 mit dem Rohrstock eingebläut zu bekommen, oder von Anfang an aufgerieben zu werden zwischen Eltern mit überhöhten Erwartungen und Lehrern, die Schüler in Notenkisten einsortieren? Wenn es nach einer Bombennacht im Bunker weitergeht, heißt das, dass es auch nach der Klimakatastrophe weitergehen wird? Kann ein Baum die Rolle deines Lebens sein? War es einfacher, als Papa alles bestimmte, oder ist unser heutiges Leben nur zu laut? Und hat ChatGPT, verkörpert von fünf dämonischen Krankenschwestern, wirklich für alles eine Lösung? Das Stück warf einen Blick auf private und gesellschaftliche Katastrophen, mit großer Freude am Absurden, Witz und Mut zur Zartheit gespielt von einem leidenschaftlichen Schülerensemble, das die Zuschauer in seinen Bann zog. Lachen und Weinen lag oft nur Sekunden auseinander, wilde Karnevalstänze, peitschende Coreografien und ergreifende Monologe folgten Schlag auf Schlag, zusammengehalten von den Gesprächen zwischen Vera und Zoe, bei denen die hochkonzentrierten Schauspielerinnen das Publikum mitnahmen zu den eigentlichen Fragen des Lebens. Der begeisterte Applaus am Schluss zeigte den Schauspieler*innen, dass sie es geschafft hatten: authentisches, packendes Theater zu machen. 

Für zukünftige Literaturkurs-Interessenten ein Blick hinter die Kulissen: Schauspielern und Schreiben ist das eine, aber mindestens genauso wichtig war unser Technik-Team, das sich mit uns die Wochenenden um die Ohren geschlagen hat, um Licht und Ton auf hohem Niveau zu liefern. Der Umbau des D-Trakts zur Bühne ist Knochenarbeit, die nur gelungen ist, weil alle mit angepackt haben, und diejenigen, die sich (z.T. bis tief in die Nacht) um Regie, Maske, Kostüme und Requisite gekümmert haben, haben genauso viel zum Stück beigetragen wie diejenigen, die auf der Bühne gestanden haben. Alle sind bis an ihre Grenzen und darüber hinaus gegangen – aber es hat sich gelohnt!

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